Du kämpfst nicht mehr...


Mittwoch - 08. Juli 2009

Ich spüre nichts von der Vorahnung. Aber heute wasche ich Dich komplett - sonst gibt es immer nur eine Katzenwäsche. Es scheint alles wie immer - ich gehe zur Arbeit! Als ich nach Hause komme geht es Dir wieder sehr schlecht, aber wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass wir uns erstmal gar keine Gedanken machen. 

Nur 10 Minuten später weiß ich dass es diesesmal anders ist. Du atmest so schwer - Du bist so kalt und Du kämpfst nicht mehr!

Ich rufe Papa und Susanne an. Susanne ist ganz schnell da und steht uns bei. 

Der Pulsoxy kann Deine Herzfrequenz nicht mehr messen. Wir wissen dass es nicht mehr lange dauert. Ich erzähle Dir von Deiner bevorstehenden Reise - ich erzähle Dir von Deinem Engel der Dich abholt und von jetzt an auf Dich aufpasst. Ich erzähle Dir dass Du immer bei uns sein wirst und wir Dich nie vergessen werden.

Papa schafft es noch rechtzeitig.

Deine Atmung wird immer weniger - Deine Atempausen werden immer länger. Ich halte Dich fest und zucke jedes mal zusammen wenn Du wieder so tief einatmest. Mama und Papa küssen Dich. Ich weine und ich lache. Ich bin sicher, dass es wie ein Umzug ist. Du ziehst in eine andere Welt. In eine Welt in der Du keine Schmerzen haben wirst, in der Du nicht mehr kämpfen musst. 

Um 13.30 Uhr holst Du noch einmal ganz tief Luft, Deine Augen sehen ganz zufrieden aus, Du hast aufgehört zu kämpfen und Dein Herzchen hat aufgehört zu schlagen. Im gleichen Moment kommt ein Regenschauer vom Himmel. Es blitzt ein mal und es donnert ein mal. 

„Es ist geschafft!“

Nicole und Susanne helfen mir Dich umzuziehen. Ich zieh Dich ganz warm an, Du bist so kalt. Um 18.00 Uhr wirst Du abgeholt. Ich lege Dich mit Deiner Kuscheldecke in den kleinen Sarg. Ein Naturholzsarg mit Elefanten. 

“Tschüss, mein Engel. Wir haben Dich lieb!“



© Dani 2013