Dein Umzug

Trauerfeier - Dienstag, 14. Juli 2009, 11.00 Uhr

Heute ist es soweit - wir müssen endgültig Abschied nehmen. Wir sind ganz schön nervös und ich habe Bauchweh.

Über 40 Personen wollen sich mit uns von Dir verabschieden. Christoph und Ina warten am Friedhof auf uns  - mit 30 bunten Luftballons.

Während das erste Lied „Manchmal braucht man einen Engel“ läuft stellt jeder ein brennendes Teelicht an Dein Grab. 

Bernd Schoemer begrüsst uns und betet für uns. Es herrscht eine ganz friedliche Stimmung.

Dann liest Susanne die Geschichte vom „Engel auf Erden“. Die habe ich Dir in den letzten Monaten so oft erzählt.


Ein Engel auf Erden ..........

Es war einmal ein Kind, das bereit war geboren zu werden.
Das Kind fragt Gott: "Sie sagen mir, dass Du mich morgen auf die Erde schicken wirst, aber wie soll ich dort leben, wo ich doch so klein und hilflos bin?"

Gott antwortet: "Von all den vielen Engeln suche ich einen für Dich aus.
Dein Engel wird auf Dich warten und auf Dich aufpassen."

Das Kind erkundigt sich weiter: "Aber sag, hier im Himmel brauche ich nichts zu tun, außer singen und lachen, um fröhlich zu sein."

Gott sagte: "Dein Engel wird für Dich singen und auch für Dich lachen, jeden Tag. Und Du wirst die Liebe Deines Engels fühlen und sehr glücklich sein."

"Ich habe gehört, dass es auf der Erde böse Menschen gibt. Wer wird mich beschützen?"

Gott sagte: "Dein Engel wird Dich verteidigen, auch wenn er dabei sein Leben riskiert."

"Aber ich werde immer traurig sein, weil ich Dich niemals wiedersehe."

Gott sagte: "Dein Engel wird mit Dir über mich sprechen und Dir den Weg zeigen, auf dem Du immer wieder zu mir zurückkommen kannst. Dadurch werde ich immer in Deiner Nähe sein."

In diesem Moment herrschte viel Frieden im Himmel, aber man konnte schon Stimmen von der Erde hören und das Kind fragte schnell: "Gott, bevor ich Dich jetzt verlasse, bitte sag mir den Namen meines Engels!"

"Ihr Name ist nicht wichtig. Du wirst Sie einfach "Mama"; nennen .........." 


Und dann kommt die Predigt. Es passt alles so gut. Es passt so gut zu uns und das Leben das wir in den letzten Monaten geführt haben. 

Jetzt kommt sogar die Sonne raus. Ein paar Blätter und Tropfen fallen von den Bäumen.


Liebe Familie Schneider,

Wenn wir jetzt Ihren kleinen Ben hier bestatten, dann ist das für Sie und für alle, die mit Ihnen hier sind, ein ganz schwerer Moment.

Das Grab und die Urne machen uns allen die Endgültigkeit des Abschiednehmens  so hart bewusst. Es ist so unwiderruflich: Ben wird nicht mehr bei Ihnen sein, nie mehr. 

Und mit Ben begraben Sie auch alle ihre Hoffnungen, ihre Sehnsüchte, Wünsche und Pläne, die normalerweise ja Eltern bei der Geburt eines Kindes und auch schon in der Schwangerschaft haben. Das tut so weh!

Aber ich weiß auch von Ihnen, dass neben der Traurigkeit und all dem Schmerz  andere Gefühle in ihrem Herzen sind.

Da ist zunächst die Erleichterung, die Sie für Ben spüren, die Erleichterung darüber, dass er es „geschafft“ hat, wie wir sagen, dass er erlöst ist von seiner schweren Krankheit, von dem Leiden das er aushalten musste.

Bens Tod kam ja nicht plötzlich, kam nicht überraschend. Er ist nicht wie eine Katastrophe über Sie hereingebrochen – unerwartet und schockierend. Schon bald nach seiner Geburt wurde Ben krank und schon sehr früh mussten Sie schmerzhaft erfahren, dass Ben nicht lange würde leben dürfen. Sie lebten mit Ben in dem Bewusstsein, dass seine Lebenszeit, seine Erdenzeit hier mit Ihnen sehr begrenzt sein würde.

Ein Jahr lang, ein Jahr kurz, war Ben bei Ihnen. Ein Jahr für Sie unter extremer Belastung, hart und kräfteraubend. Denn wo normalerweise Mütter und Väter ihre Kinder ins Leben geleiten und führen, da mussten Sie ihren Sohn durch seine schwere Erkrankung hindurch hin zu seinem Sterben begleiten. Unbeschwerte, richtig glückliche Momente gab es kaum, wenn, dann in der Stille. Dafür harte Fragen, zweifelnde, bittere Anfragen an das Leben, an das Schicksal, an Gott!

Umso mehr hat es mich sehr bewegt, als Sie mir gesagt haben:

„12 Monate hatten wir ein Kind! Und wenn die Bedingungen auch schwer waren – Ben war ein besonderes Kind, auf das wir sehr stolz sind!“

Eine Aussage, in der so viel Stärke steckt und soviel Tröstliches!

Wie auch in der wunderbaren Geschichte, die eben Susanne vorgetragen hat. Sie hatten diesen Text ursprünglich zu Bens Taufe im vergangenen Dezember ausgewählt. Aber auch hier an seinem Grab drückt die kleine Geschichte aus, was Sie denken und fühlen.

Gott hat durch einen Engel Ben zu Ihnen geschickt.

Ein Jahr war er hier – Sie wurden seine Engel: Mama und Papa. Sie haben Ben in den Monaten seines Lebens mit all ihrer Liebe beschenkt, haben seine Schwäche und seine Krankheit mit ihm gemeinsam mit ihrer großen Liebe zu ihm getragen. Und diese Liebe zu Ben wird bleiben, über den Tod hinaus. Solange Sie leben!

Doch jetzt hat ein Engel ihn wieder zu Gott zurück gebracht. Die Art und Weise wie Ben schließlich starb lässt uns dies erkennen und sagen: Er tat dies ganz friedlich, in der vertrauten Umgebung zu Hause, in Ihren Armen…

Ein Engel hat ihn zu Gott hinübergetragen. Ein Gedanke, der Hoffnung lässt und der trösten kann. 

Die vielen kleinen Lichter und das Licht seiner Taufkerze symbolisieren und verkünden diese Hoffnung auch: 

Wir bestatten Ben jetzt in dem festen Vertrauen, dass er – wenn er schon , warum auch immer, sich nicht  in der Liebe seiner Eltern entfalten und entwickeln durfte, - dass er jetzt in Gottes Liebe aufgehoben und getragen ist. Daß er im Himmel ist, wie wir sagen, da, wo es keine Schmerzen, keine Krankheit mehr für ihn gibt, sondern ewige Liebe und ewigen Frieden.

Ben ist jetzt für Sie ein Engel, ihr Engel, im Himmel und in Ihrem Herzen. Amen.


Die Urne wird abgelassen - ein paar Tropfen fallen von den Bäumen. Ich glaube das ist ein Zeichen von Dir : DU BIST GUT ANGEKOMMEN!

Der kleine Hund „Hugo“ ist bei Dir und behütet Deine Urne.

Wir wollen Dir ganz                                                                        
                    nah sein uns lassen die 
                                                                           
Luftballons steigen.





Mir geht es gut. Ich fühle mich so befreit. 

Ich möchte Dir noch etwas sagen. Erst muss ich weinen aber dann geht es doch. Ich lese Dir die Worte aus Deiner Karte (Willkommensseite). Es fühlt sich gut an. Ich weiß dass es Dir gut geht!

Zum Schluss läuft noch „Tears in Heaven“ von Eric Clapton. Es unterstreicht noch mal diesen traurigen, einzigartigen und besonderen Moment.

Wir werfen Blütenblätter zu Dir und verabschieden uns.

Du schaust uns von oben zu. Du und Deine Freunde - die Engel!

Ich glaube daran, dass Du für einen besonderen Auftrag zu uns gekommen bist. Es war vorherbestimmt dass Du nur für 12 Monate und 9 Tage bei uns sein wirst. Es tut so weh. Aber Du hast Deine Aufgabe großartig gemeistert.

Wir sind unglaublich stolz Deine Eltern sein zu dürfen!

Wir lieben Dich und werden Dich nie vergessen!

© Dani 2013